… befindet sich im Wiener III. Bezirk an der Grenze zum IV., gut erreichbar mit der Tram O. Vom Hauptbahnhof, dem früheren Südbahnhof – eine gigantischen Konstruktion aus Stahl und Glas – in etwa 10 Minuten erreichbar. Diese Gegend ist sozusagen eine Art Diplomatenviertel, auch russische Kultur ist hier vielerorts anzutreffen.
Mein Ausflug in die österreichische Hautstadt und Metropole an der Donau hatte den
Konsularischen Service der Deutschen Botschaft in Wien, genauer die Pass- und Personalausweisstelle dieser Institution zum Ziel. Grund der Reise war die Notwendigkeit, den wertvollen Pappendeckel um weitere 10 Jahre einer Gültigkeit zuzuführen, und damit also die Verlängerung des bald ablaufenden deutschen Personalausweises zu beantragen.
Meine Vorbereitungen für diesen bürokratischen Akt hatten eine lange Vorlaufzeit. Schon das Terminvergabesystem verlangte mir einiges an Geduld ab, war doch nach dem Bestätigen einer kryptischen Schrift- und Zahlenkombination nicht nur der Tag, sondern auch ein Zeitfenster für die Vorlage und Bearbeitung der unzähligen Dokumente, die man vorschriftsmäßig vorlegen sollte, festzulegen. Damit dieses Zeitfenster von durchschnittlich 20 Minuten auch praktisch einzuhalten war, musste ich dieses mit der restlichen Fahrzeit abstimmen, was bedeutete, die kapp vierstündige einfache Fahrt von Graz Hauptbahnhof und auch wiederum die Rückfahrt dorthin einigermaßen zu koordinieren.
In Corona-Zeiten wie dieser kamen dann noch einige andere Hindernisse hinzu. Zum Beispiel, dass eine Woche vorher nicht klar war, ob der einmal erfolgreich vereinbarte Termin stattfinden könne, da sich nicht zu viele Personen im Wartebereich aufhalten sollten. Das war im März – also gut, dann doch lieber absagen und bessere Zeiten abwarten.
Jetzt, im Juni, hat es geklappt.
Ganz besonders gefreut hat es mich, dass auch meine Wahlheimat hier in diesem Viertel, das sehr streng, düster und auch irgendwie einsam wirkte, in Form einer gastronomischen Botschaft vertreten war. Die Steirische Botschaft lag einladend am Weg, und dort war es völlig unbürokratisch möglich, eine warme Mahlzeit und ein bodenständiges Mittagessen einzunehmen. Vom Eisbecher mit Kürbiskernöl habe ich dann mangels Zeit Abstand genommen, musste ich doch mein „Zeitfenster“ ein paar Straßenzüge weiter in noch aufnahmefähigem Zustand einhalten.
Auch die Sicherheitskräfte, die mir mein Handy am Empfang der Deutschen Botschaft abnahmen, waren ausländerischer Herkunft. Ebensfalls die etwas abgebrüht wirkende russische Sachbearbeiterin, die gelassen meine Unterlagen in Empfang nahm und mir allerdings mitteilen musste, dass zwei Nachweise fehlten… Upps, damit hatte ich nicht gerechnet (wer einmal einen Nachnamen trägt, hat nicht automatisch das Recht, diesen weiter für sich in Anspruch zu nehmen: er/sie muss erst mal beweisen, dass das auch legitim ist). Aber kein Problem, dies war auch per email zu erledigen und durfte nachgereicht werden. (Warum dann eigentlich nicht alle die notwendigen Dokumente per email senden?)
Lustig war, dass ich im Vorraum auf zwei weitere Besucher deutscher Nationalität traf, die beide auch den selben Termin gebucht hatten. Es war so etwas wie Solidarität in der Fremde, die da über uns kam: man klagte über die Umständlichkeit der gesamten Prozedur, war sich dann aber doch sehr schnell fremd, als es darum ging, wer als erster drankommen sollte – typisch deutsch.
Die Heimfahrt war stündlich möglich, und so habe ich nach Erledigung meiner „Geschäfte“ mit einem kurzen Umweg über einen Park nördlich des Belvedere, einer willkommenen grünen Oase in dem Verkehrsgewirr dieser großen Stadt, mit erleichtertem Herzen den Zug bestiegen. Nachdem es sich um einen Freitag handelte, waren alle Plätze gut besetzt, aber in einem altmodischen Kleinabteil ließ es sich aushalten. Ein Besuch im Bordrestaurant konnte allerdings nicht darüber hinwegtrösten, dass ich mit einer halben Stunde Verspätung auch noch meinen Anschluss in Graz verpasste und endlich, bei Gewitter und schon in der Abenddämmerung nach 20 Uhr mein Zuhause erreichte.
Ja, so eine Reise tut gut. Man hat das erleichternde Gefühl, endlich etwas Sinnvolles erledigt zu haben. Nun kann ich mich freuen, in den nächsten 4 bis 6 Wochen meinen verlängerten Personalausweis zu erhalten, und dieser wird sogar per Post als Einschreiben zugesandt. Eine nochmalige Fahrt in die Landeshauptstadt wird mir dann erspart bleiben.