Vom Holz-Schlägern am Reithberg

Keine ganz einfache Sache ist der Holzeinschlag im oststeirischen Hügel- und Grabenland. Denn die Abhänge und G´stett´n können ganz schön steil sein und teilweise nur mit viel Erschwernis einen sicheren Holzeinschlag ermöglichen.

Was die letzten Besitzer in vergangenen, schätzungsweise dreißig Jahren an Bestandspflege im Wald versäumten, habe ich nun in den vergangenen Wochen versucht, wieder in eine Ordnung zu bringen. 002Gut 80% der anstehenden Schlägerung konnte ich als einzelner Mann, ausgerüstet mit einer etwas betagten Motorsäge, zwei Spaltkeilen und einer Axt, und zum Abtransport zumindest der leichteren Holzstücke, und auf der Ebene mit einem zweirädrigen hölzernen blattgefederten Karren, Baujahr 1900, ohne größere Mühe bewältigen.

Dieser war ursprünglich Eigentum der Kaiserlichen Deutschen Reichspost und von 1900 bis Ende der Siebziger Jahre im württembergischen Donnstetten am Albtrauf, zuletzt in gelber Farbgebung, noch bei der Deutschen Bundespost im Einsatz, bis er nun seinen Weg in die Steiermark fand…

Schreibwerkstatt – meine Begegnung mit Paul Klee

klee_paul_-_senecio-1922AUGE IM BLICK

Dieses Gesicht ist mehr als ein Kopf.
Scheibe Auge Nase verschoben. Kreisrund und doch hohl, Linie und Volumen in einem.
Farbe ist ein Hauch, ätherisch. Und der Hintergrund? Ich weiß es nicht mehr, irgendwie ist er nicht da. Das Gesicht auch nicht da. Ist es bloß eine Erinnerung, Einbildung?
Körper und Fläche wechseln sich ab. Auch Musik, Klang. Ein Ur-Bild, aber durchsichtig.

Ist das, was er wollte? War er im Alltag hart oder ein sensibler Mensch? Auf jeden Fall in sich geschlossen, eine Choriphäe.

In Räumen bewegte er sich, ohne an andere zu stoßen. War er einsam? Ging er in die Natur? Wohl hat er vieles beobachtet und zu Papier gebracht, ohne es zu wollen. War das sein/ein Auftrag?

Meistens war er lange wach, arbeitete bis spät. Das Fenster war hell erleuchtet, und man hörte Schritte.

Der Winter im Osten

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Herrenhaus des Rittergutes Troschenreuth nahe der bayerischen Grenze

sei es in Ostbayern oder in der Oststeiermark; in Graz, Pilsen oder Bialystok – das Einheizen ist in den vergangenen Wochen selbst hier südlich der Alpen ein großes Thema. Temperaturen von nächtlichen minus zehn, teils bis minus 17 Grad im Grazer Hügelland stehen der üblichen Kälte im Bayerwald, in Westsachsen, Böhmen und hoch droben am Erzgebirgskamm nicht nach. So gesehen hätte ich, wie ich es vor einigen Jahren vorhatte, als ich allein lebte, auch in einer dieser wunderschönen Landschaften ein Hofgut erwerben können.

Ich schaute mich damals auch in den ehem. Ländern der Böhmischen Krone, in der ehem. preußisch – schlesischen Provinz, ja sogar bis in die Landschaften der Ukraine und der Halbinsel Krim, nach einem geeigneten Hofgut um.

Nicht daß ich wirklich ernsthaft erwogen hätte, in die – damals noch in tiefen Frieden lebende – Ukraine zu siedeln. Mein Freund Olaf, damals gerade Frühpensionist geworden, siedelte in den Neunziger Jahren von Augsburg auf die Krim und kaufte zusammen mit seiner Familie ein Hofgut zur landwirtschaftlichen Selbstversorgung. Das hat mich sehr beeindruckt.

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Herrenhaus des Ritterguts Treuen im Vogtland

Leistbare Angebote gab und gibt es, auch im alten Europa, immer noch. Teile des ehem. Rittergut Posseck (einst 400 ha), nahe der alten innerdeutschen Grenze, warten noch auf einen neuen Besitzer; das Rittergut Troschenreuth (einst 175 ha) wurde inzwischen mitsamt der gesamten Dorfanlage abgerissen, und beim Rittergut Treuen (einst 280 ha) hat sich gottseidank inzwischen ein Förderverein dem Ausbau des Herrenhauses angenommen.

Die heutige Situation der Rittergüter im Osten Deutschlands ist eines von vielen Zeichen unbewältigter Geschichte nach dem II. Weltkrieg. Diese gehörten zu den maßgebenden ländlichen Kulturträgern, bis über Nacht ihr Dasein völlig und für alle Zeit aus den Angeln gerissen wurde. Der Befehl 209 der Sowjetischen Militäradministration (SMA) vom 9. September 1947 ordnete an, Rittergüter „als abzutragende Zeugnisse feudaler Unterdrückung“ zu liquidieren.

Bereits ab 1945 ging ebenfalls ein immenser mobiler Kulturbesitz aus den Rittergütern verloren. 004

Die Eispickelhexe

Hoch droben in dem Lande in dem es weder Wälder noch Wiesen nur zerklüftete Eisäcker gibt, dort haust die Eispickelhexe.016

Statt den Zehen wuchsen ihr Pickelspitzen und ihre Zähne sind klein und aus blauem Stahl. Ihre Brüste sind mächtige Hängegletscher und – trinkt sie Kaffee mit Gemsenblut, darf niemand sie stören. Nicht einmal die Mauerhakenzwerge. Sie ist aller Eispickel Schutzpatronin.020

Drum in den Nächten auf den Hütten, wenn jene sich unbeobachtet meinen, schleichen sie  aus den Schlafräumen ihrer Herrn: von den Haken herab, aus den Ecken heraus, unter den Bänken hervor – unhörbar zur Türe hinaus. Dort knien sie nieder und falten ihre Pickelschlingen und beten zum Schutzpatron um guten Schnee—

Ödon von Horvàth
aus: Sportmärchen038

Neujahrsgedanken

Bestimmt werdet Ihr schon einmal Lieder zur Laute vernommen haben – oder, gerade jetzt zu Silvester, viel mehr laute Lieder…Ich möchte etwas Abwechslung mit einem Zitat aus dem Werk von Joseph Victor von Scheffel bringen, der Titel lautet: „Lieder des stillen Mannes“.

Was den Menschen ob der Enns die Schriftsteller wie Anzengruber oder auch Stelzhamer viel bedeuten, ist den Süddeutschen rechts des Rheins der große Romantiker Joseph Victor von Scheffel.

Mag. Marcel Sauter

Lieder des stillen Mannes – aus der Erdmännleinhöhle

Einsam wandle Deine Bahnen,
Stilles Herz und unverzagt!
Viel erkennen, vieles ahnen
Wirst du, was dir keiner sagt.

Wo in stürmischen Gedränge
Kleines Volk um Kleines schreit,
Da erlauschest du Gesänge,
Siehst die Welt du groß und weit.

Andern laß den Staub der Straße,
Deinen Geist halt frisch und blank,
Spiegel sei er wie die Meerflut,
Drein die Sonne niedersank.

Laß die breitgetretnen Plätze,
Steig nach unten, klimm nach oben;103
Reiche Nibelungen Schätze
Liegen rings noch ungehoben.

Und du schaust vom Grat der Berge
Ferne Adria und Ufer dämmern,
Hörst tief unten der Gezwerge
Erdgewaltig dumpfes Hämmern.

Einsam aus des Tages Lärmen
Adler in die Höhen schweift,
Storch und Kranich fliegt in Schwärmen,
Doch ihr Flug die Erde streift.

Einsam wandle deine Bahnen
Stilles Herz und unverzagt!
Viel erkennen, vieles ahnen
Wirst du, was dir keiner sagt.