Eine Weide für 1000 Tiere!

BIENENWEIDE!

Wo bis vor einem Jahr noch ein riesiger Misthaufen lagerte, wurde im weiteren Verlauf durch diverse Erdarbeiten eine Fläche geschaffen, die zunächst noch keine besondere Bestimmung hatte. Außer dass sie leicht abfallend und bei Regen nicht zu betreten war, da sie aus einem Gemisch von Lehm, Humus und undefinierbarem Erdmaterial bestand.

In diesem Frühjahr haben wir diskurtiert, was wohl am besten daraus zu machen wäre und welchen zukünftigen Zweck diese haben sollte – dass sie außerhalb des Ziegenauslaufs liegen sollte, war allerdings klar. So variierten die Vorschläge von Kartoffelacker über Bohnenfeld bis Beerenkultur. Die Hauptschwierigkeit bestand darin, dass der Lehmboden sehr dicht, hart und kaum zu bearbeiten war. Außerdem war er hoffnungslos verunkrautet bzw. von unerwünschten Grassorten besiedelt. So schieden all diese Vorschläge aus, und wir kamen auf die Idee, den Boden durch Einsaat einer einjährigen, schnellwachsenden Gründüngung erst einmal zu durchwurzeln. Als mögliches Saatgut stand über den Landhandel dann eigentlich sehr schnell eines fest: es wird eine Bienenweide!

So hat sich auf dem abgelegenen Winkel zwischen Innenhof, Ziegenstall und Mistlager nun eine überaus liebliche Ecke gebildet. Zwar naschen die Ziegenbuben im Vorbeigehen regelmäßig von der begehrten Fläche, aber essbare Blüten sind ja bekanntermaßen sehr gesund, und es bleibt auf jeden Fall genug für die eigentlichen „Bewohner“ bzw. Nutzer dieses Areals übrig.

Diverse Kreuzblütler wie Raps, Senf, Rettich, sowie Phazelia („Bienenfreund“), Calendula, Kornblume, Malve, Nigella („Jungfer im Grünen“), Borretsch, Dill und vieles mehr findet sich in der bunten Mischung. Und nicht nur die Nutztiere profitieren von der gelungenen Umwidmung, auch unser Auge erfreut sich an der üpprigen Vielfalt. Mal sehen, was im nächsten Jahr dort gedeihen wird.

Ja, und die anderen Tiere genießen derweil ihren Auslauf und die etwas kühleren Temperaturen: die Pferde auf der Suche nach den ersten fallenden Blättern und Äpfelchen und die Ziegen in der Erwartung der reifen Kirschen vor ihrem Ziegenbalkon.

An einem Juni-Morgen

Nun ist es schon morgens so warm, dass es einen ab der Mitte des Vormittags bereits in den Schatten zieht und man die anstrengenden Aufgaben des Tages am liebsten schon erledigt hätte. Nun ist das auf einem Hof wie dem Engelwirth nicht so leicht, es gibt immer was zu tun, egal ob heiß, kalt, nass oder schwühl…

Dennoch genieße ich den kleinen Moment zwischen der wohlverdienten Frühstückspause und dem Ende der Morgen-.Stallarbeit, um ein wenig zu schlendern, die Aussicht zu genießen und vor allem die geschaffenen Kulturen und lauschigen Plätzchen zu genießen: was braucht’s wo, was muss geerntet werden, wo sollte man demnächst wieder mähen, welche Reparaturen stehen an?

Heute, an einem überaus warmen Tag, bahnte sich für mein Empfinden schon der Sommer-Sonnen-Höhepunkt an. Bald haben wir ja den längsten Tag des Jahres, und mit seinem Vorbeigehen stellt sich oft so etwas wie ein Moment des Innehaltens ein, ein paar Tage, Wochen des absoluten Gleichgewichts zwischen Auf- und Abbau, wobei das Licht und die Helligkeit überwiegen.

So sind die fotografischen Eindrücke, die hier versammelt sind, eine kleine Sammlung der arbeitsreichen Stille, in der wir uns derzeit hier am Engelwirth bewegen. Die Tiere haben ebenfalls die Kühle des Stalles aufgesucht, den sie meist erst bei Dämmerung und für die Nacht verlassen. Es ist schön, sie so nah bei sich zu haben. Es ist wie mit der Erde: ein großes Ausatmen und Innehalten.