Das werden sich manche fragen, die, egal auf welche Weise, mit dieser verrückten Spezies von Mitmenschen oder Angehörigen zu tun haben, die unwiderruflich und ohne Pardon der Pferde-Krankheit verfallen sind. Ja, die ihr persönliches Seelenheil oder sogar ihr Schicksal auf die eine oder andere Weise mit diesem … ja man muss schon fast sagen, MYTHOS Pferd verbunden haben.
Es gibt mittlerweile ja auch mehr als genug Literatur zu diesem Thema, einmal mehr esoterisch angehaucht, oder aus therapeuthischer Sicht. Das Thema ist uralt und beschäftigt PädagogInnen, Coaches, Trainer und Ausbilder gleichermaßen.
Am letzten Sonntag, der noch einmal gesegnet war von einem milden Lüftchen und wärmender Oktobersonne, haben mein 26-jähriger Oldenburger Wallach und ich einen ersten spielerisch-ernsten Ritt auf dem neu eingerichteten Reitplatz unternommen. Einen „ersten“ deswegen, weil die letzten 3 Wochen seit der Fertigstellung des Platzes noch wie eine Übergangszeit zu verstehen waren, ein Sich-Wieder-An-Die-Arbeit-Gewöhnen nach mehr als einem halben Jahr des Spazierenreitens auf denjenigen Flächen, die halt gerade eine halbwegs passable Piste bildeten. Lange Zeit im nassen und verregneten Frühjahr und Frühsommer konnten die beiden Schimmel und ich meist nur im Gespann auf der Teerstraße einige Runden drehen, später dann, mit zunehmender Trockenheit, eroberten wir uns den Reithberg-Wald mit tollen Rundwegen und spannenden Passagen durch wildes Terrain, bis wir zuletzt sogar den Galopp zu dritt – ich auf Destinta und Liberty stets als Handpferd – richtig gut hingekriegt haben.
Umso mehr bin ich jetzt glücklich, den schönen, offenen Raum des Reitplatzes genießen zu können mit seiner Aussicht auf Kirchberg im Osten und den Rabenwald im Nordosten. Ja, und da habe ich dann (plötzlich?) (wieder?) gewusst, warum ich das alles und noch viel mehr auf mich genommen habe… Was gibt es schöneres als das Geschenk eines zufriedenen, gesunden Pferdes, als Freund, als Tröster, als Schicksals-Spiegel in guten wie in schweren Zeiten –
Der gemeinsame Weg, den man zusammen zurücklegt, der auch nie ohne Fehler und Versäumnisse ist – alle Pferdemenschen wissen um das schlechte Gewissen, das einen von Zeit zu Zeit befällt, wenn man sich unsicher ist, wenig Zeit hat, überlastet ist – den gehen die Pferde mit, ohne Wenn und Aber, und ertragen geduldig und ohne Vorwurf ihr Schicksal gemeinsam mit dem ihnen anvertrauten Menschen.
Das habe ich bei Liberty gespürt: er ist ohne Vorwurf und hat sich auf dem ihm nun neu anvertrauten Gelände des Engewirth eingefunden und sogar sein altes Repertoire aus seiner Glamour-Zeit wieder ausgepackt. Sicherlich werden wir demnächst wieder piaffieren und noch das eine oder andere Kunststückchen ausprobieren. Ein (Sport-)Pferd, das 26 Jahre auf dem Rücken hat und diesen selbst nach einer so schwierigen Phase locker erhalten hat, war mir das schönste Sonntagsgeschenk!
Nebenbei bemerkt: die 8-jährige Destinta war in der Zwischenzeit dabei, das Aufstehen zu üben – auch sie ist schon wieder in den „Arbeitsmodus“ zurückgekehrt und wird demnächst ihr Bäuchlein abarbeiten 🙂
Warum also PFERDE?
Warum gibt es Pferde auf der Erde?
Dass FRIEDE werde!