Lange Leitung?

Mitnichten!

Ein Lusitano ist eben vielseitig (einsetzbar). Und gescheit. Und nett anzusehen obendrein. Eine Herausforderung, aber die wollen wir ja.007

Da trifft Gleiches auf Gleiches. Denn meine 14-jährige Schülerin Marie aus Kirchberg an der Raab lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Der neue Reitplatz, der bis vor kurzem noch eine Lücke mit Blick auf die befahrene Reithberg-Straße aufwieß, hatte es bis vor kurzem noch in sich. Jedenfalls provozierte die optisch irritierende Situation und der frühe Herbst-Einbruch vor 2 Wochen die Pferde, und die Lustino-Stute Destinta reagierte beim letzten Unterricht prompt mit recht heftigen Reaktionen. Ein paar lustige Buckler waren da schon drin. Dies wiederum brachte Marie jedoch nicht aus der Ruhe, und für dieses eine Mal verzichteten wir auf den Galopp.019

Nun, nachdem ein wunderschönes selbstgebautes Tor das Gelände abschließt und arrondiert, haben sich die Pferde beruhigt, und man konnte zur Normalität übergehen. Pferde wie Schüler waren konzentriert, entspannt und gelassen, und so konnten wir an einem weiteren schönen Herbsttag zusammen gut arbeiten und hatten viel Spaß. 037

So kann’s halt auch gehen. Wenn wir die Pferde ernst nehmen. Denn sie zeigen uns ja immer, wo wir gerade stehen, mental, körperlich und emotional. Wenn wir uns bemühen, ist die Verbindung ja sowieso da. Egal ob mit oder ohne Leitung.020

Warum eigentlich PFERDE !?

Das werden sich manche fragen, die, egal auf welche Weise, 025mit dieser verrückten Spezies von Mitmenschen oder Angehörigen zu tun haben, die unwiderruflich und ohne Pardon der Pferde-Krankheit verfallen sind. Ja, die ihr persönliches Seelenheil oder sogar ihr Schicksal auf die eine oder andere Weise mit diesem … ja man muss schon fast sagen, MYTHOS Pferd verbunden haben.

Es gibt mittlerweile ja auch mehr als genug Literatur zu diesem Thema, einmal mehr esoterisch angehaucht, oder aus therapeuthischer Sicht. Das Thema ist uralt und beschäftigt PädagogInnen, Coaches, Trainer und Ausbilder gleichermaßen.

030Am letzten Sonntag, der noch einmal gesegnet war von einem milden Lüftchen und wärmender Oktobersonne, haben mein 26-jähriger Oldenburger Wallach und ich einen ersten spielerisch-ernsten Ritt auf dem neu eingerichteten Reitplatz unternommen. Einen „ersten“ deswegen, weil die letzten 3 Wochen seit der Fertigstellung des Platzes noch wie eine Übergangszeit zu verstehen waren, ein Sich-Wieder-An-Die-Arbeit-Gewöhnen nach mehr als einem halben Jahr des Spazierenreitens auf denjenigen Flächen, die halt gerade eine halbwegs passable Piste bildeten. Lange Zeit im nassen und verregneten Frühjahr und Frühsommer konnten die beiden Schimmel und ich meist nur im Gespann auf der Teerstraße einige Runden drehen, 020später dann, mit zunehmender Trockenheit, eroberten wir uns den Reithberg-Wald mit tollen Rundwegen und spannenden Passagen durch wildes Terrain, bis wir zuletzt sogar den Galopp zu dritt – ich auf Destinta und Liberty stets als Handpferd – richtig gut hingekriegt haben.

Umso mehr bin ich jetzt glücklich, den schönen, offenen Raum des Reitplatzes genießen zu können mit seiner Aussicht auf Kirchberg im Osten und den Rabenwald im Nordosten. Ja, und da habe ich dann (plötzlich?) (wieder?) gewusst, warum ich das alles und noch viel mehr auf mich genommen habe… Was gibt es schöneres als das Geschenk eines zufriedenen, gesunden Pferdes, als Freund, als Tröster, als Schicksals-Spiegel in guten wie in schweren Zeiten –

Der gemeinsame Weg, den man zusammen zurücklegt, der auch nie ohne Fehler und Versäumnisse ist – alle Pferdemenschen wissen um das schlechte Gewissen, das einen von Zeit zu Zeit befällt, wenn man sich unsicher ist, wenig Zeit hat, überlastet ist – den gehen die Pferde mit, ohne Wenn und Aber, und ertragen geduldig und ohne Vorwurf ihr Schicksal gemeinsam mit dem ihnen anvertrauten Menschen.043

Das habe ich bei Liberty gespürt: er ist ohne Vorwurf und hat sich auf dem ihm nun neu anvertrauten Gelände des Engewirth eingefunden und sogar sein altes Repertoire aus seiner Glamour-Zeit wieder ausgepackt. Sicherlich werden wir demnächst wieder piaffieren und noch das eine oder andere Kunststückchen ausprobieren. Ein (Sport-)Pferd, das 26 Jahre auf dem Rücken hat und diesen selbst nach einer so schwierigen Phase locker erhalten hat, war mir das schönste Sonntagsgeschenk!012

Nebenbei bemerkt: die 8-jährige Destinta war in der Zwischenzeit dabei, das Aufstehen zu üben – auch sie ist schon wieder in den „Arbeitsmodus“ zurückgekehrt und wird demnächst ihr Bäuchlein abarbeiten 🙂

 

Warum also PFERDE?

Warum gibt es Pferde auf der Erde?
Dass FRIEDE werde!006

Steirischer Herbst

007So, nun kann es erst mal losgehen. Was im Frühjahr an Regen und Nässe auf uns herunterfiel, ist jetzt vergessen, und ein warmer spätsommerlicher Tag folgt dem nächsten, obwohl wir schon den Oktober haben.

Das lässt die Herzen höher schlagen, vor allem natürlich auch, weil unser lang ersehnter und oftmals erträumter Reitplatz nun fertig ist. Jetzt liegt er da, in seiner ganzen Pracht, und lockt im Morgenlicht, schimmert in der Dämmerung. 011Sogar des Nachts, in den ruhigen, sternklaren Nächten mit dem manchmal schon unheimlichen Stimmenkonzert vom Steilhang-Wald, leuchtet die helle, weite Fläche geheimnisvoll und erinnert an eine große Strand-Bahn, von der vielleicht gerade die letzten Partygäste verschwunden sind.

Und jetzt ist auch endlich den ganzen Tag bremsenfreie und gelsenlose Zeit! Was die Pferde äußerst genießen und immer wieder kleine Ausflüge im Gelände unternehmen, mal ein paar Äpfel vom Kronprinz-Rudolf-Baum, dann wieder vom Bohnapfel… Auch die Weideflächen leeren sich langsam, die beiden Schimmel lassen die feinen Kräuter nicht stehen und genießen das schöne Gras auf der Koppel, die fast an eine Almwiese erinnert.003

Den Reitplatz eingeweiht habe ich schon am ersten Tag. Was auf jeden Fall möglich war, dank der tollen Qualität der Tretschicht und der hervorragenden Aufbringung durch unser Team, das den Sand gut gewalzt und auch noch gewässert hat. Jetzt gewöhnen wir uns alle zusammen wieder an ein regelmäßiges Gymnastizieren, Dehnen und Lockermachen. Ich freue mich schon auf die vielen schönen Reit-Momente, die da kommen werden, hoffentlich noch in einem milden und gemäßigten Oktober. Der Steirische Herbst mit Blick auf Kirchberg von unserem Reitplatz aus ist wahrlich golden.002