Die (ungarische) Taxi-Fahrerin meinte: „Es sieht doch dann alles gottseidank immer gleich aus. Der Eingang, die Zufahrt, alles ist wie überall… Bei IKEA weiss man, wie es geht…“
Ja, wie recht sie hat. Erst mal einen Kaffee trinken und Kuchen essen, das hat sie mir auch empfohlen. Also Rolltreppe rauf, gleich hier in nächster Nähe ist das Restaurant, ich denke: wie viele kommen hier her, um sich einfach mal was Leckeres zu einem vernünftigen Preis und ohne das übliche Tamtam zu gönnen. Und mit der FamiliyCard wird es noch einmal um ein paar Cent günstiger… (!!?)
Wer oder was ist die Family – ein Einkaufsbündnis von zufällig zusammengewürfelten Bewohnern einer WG oder eines Appartements im Low-Budget-Viertel von Graz oder zig anderen Metropolen Europas?
Das Refill am Kaffeeautomaten erlaubt nur den Standard-Set eines nicht definierbaren braunen Aufgusses. Wer besseres gewöhnt ist, muss an die Coffee-Bar. (Bei IKEA München-Süd gab`s alle erdenklichen Coffee-Brews zum selber-Refill einfach auf Knopfdruck – eine reiche Stadt!). Aber egal, man will sich ja nicht beklagen und ist ja schließlich nicht zum Abzocken hierher gekommen. Sondern weil…
Ja, warum eigentlich? Das zentrale Thema nicht nur von IKEA, sondern auch von vielen anderen Anbietern mit in sich abgestimmter, strukturierter und Ambiente austrahlender Atmospähre ist das Daheim-Sein. Zu Hause, bei sich, ganz individuell, ohne Stress. Und sie haben Erfolg, das muss man zugeben. Ich tue das ohne Bitternis, bin ich doch selbst wieder einmal gefangen von der wohltuenden, anregenden und beruhigenden Atmosphäre des Selbstabholer-Bereiches mit Wohnwelt. Alles ist wie gewohnt an Ort und Stelle, man weiß, wo man was findet, wie in all den Aldi-Filialen, die ja immerhin manchmal auch seitenverkehrt sind (gutes Training für die Gehirnhälften…!) – und die in Österreich übrigens ja auch Hofer heißen.
Küchen, Schlafzimmer, Arbeitsbereiche, Bäder… alles, von dem ich weiß, dass ich das selbst nie in dieser Form haben werde. Und doch bin ich wie erholt und erfrischt beim Verlassen des gesamten Einkaufareals. Zwar ernüchtert an der Kassa, dass mein kleiner Einkauf von ein paar wenigen Gegenständen doch zu dieser Summe geführt hat, aber dennoch erleichtert, dass alles, was ich wollte, in der gleich mitgekauften Einkaufstasche, nicht der aus blauem Plastik, sondern einer aus geflochtenen Binsen, wahrscheinlich hergestellt in Indien für ein paar Rupien, Platz hat. Die ganz am Schluss der Verkaufsausstellung präsentierte und gerade im Aufbau befindliche Weihnachts-Welt habe ich geflissentlich übergangen.
Also, IKEA ist wie überall. International. Und doch – irgendwie fremd. Hier: österreichisch nach steirer Art (fehlte da vielleicht das Kernöl auf den Köttbullars?) Platzhalter für etwas, was zu anderen Zeiten und in anderen Situationen mit anderen Inhalten erfüllt war.
Ich denke: der beste Export Schwedens ist neben dem Knäckebrot im Moment Greta. Und dafür bin ich dankbar.
Der (iranische) Taxifahrer, der mich mit meinem Handgepäck wieder zurück zu meinem (japanischen) Auto bringt, das derweil in der Fachwerkstatt mit einem serienmäßig erneuerten Beifahrer-Airbag ausgestattet wurde, kennt sogar eine unzulässige Abkürzung: übers Firmengelände von OBI, wenn die Schranke für den internen Busverkehr nicht zu ist. „Das ist günstiger für Sie“, meint er. Ich spare 2 € 40 C. „Das ist ein schöner Sitzbezug“, meint er zu dem kleinen Teppich namens URSPRUNGLIG in dem unordentlichen Haufen zu meinen Füßen. „Wie der, den ich hier auf meinem Autositz habe“. Ich bedanke mich und wünsche ihm noch einen schönen Tag.
IKEA Graz. Ein wenig alte Welt. Ein wenig neue Welt. Oder doch: eigenlich nur ein Ort, um einen Kaffee zu trinken.